
Im Dezember 2019 entdeckte ich ein Buch mit den Wort-Collagen von Herta Müller, die alles zugleich sein scheinen: Kunstwerk und Gedicht, Sprache und Bild, Spiel und poetischer Ernst. Bereits nach den ersten flüchtigen Blicken ins Innere des Buches überkam mich eine neue Gestaltungs-Euphorie. In wenigen Tagen der ersten Experimente wurden die Wort-Collagen für mich zu einem Weg aus Sprachlosigkeit. Nach Monaten des diplomatischen Schweigens gegenüber meinen Arbeitgebern, Kollegen, Dozierenden, Bekannten und Freunden fing ich an, über all das, was mich bewegt, empört oder belustigt mit den Wörtern und Wortgruppen der anderen zu sprechen. – In einer Art Dammbruch entstanden in kurzer Zeit mehrere Wort-Collagen – eine unerwartete und befreiende Wort-Lust gegen Frust. Mehr über die Entstehungsprozesse, meine Collagen-Technik und die Möglichkeiten einer Bestellung erfahren Sie in einem separaten Blog-Artikel. Auf dieser Seite publiziere ich alle Collagen in chronologischer Reihenfolge.









Im Zuge der Recherchen habe ich eine grosse Vorliebe für ganze Sätze und Werbe-Slogans entwickelt, die ich entweder nur in Fragmenten verwende oder aber ganz belasse und in einen neuen Kontext setze. Da ich eine grosse Sammlung alter Zeitschriften aus den Bereichen der Kultur, Mode und Kosmetik besitze, steht mir für meine Collagen ein umfangreiches Material zu Verfügung, der eine intensive und erkenntnisreiche Begegnung mit der Sprache der Werbung ermöglicht.


Der Wandel der kulturellen Prägung von Geschlechter-Rollen, Berufsbildern sowie der postulierten und gelebten Werten wird augenfällig. Am stärksten fällt mir aber auf, wie die romantische Liebe und Intimität, früher als ein Refugium in einer kommerzialisierten Welt begriffen, von der kapitalistischen Wirtschaft einverleibt wurden. Die intimsten Sphären unseres Lebens unterliegen durch die Werbung einer permanenten Steuerung und einem von ihr ausgeübten subtilen oder offensichtlichen Konsumzwang. Solche Phänomene in meinen Collagen explizite sichtbar zu machen und ad absurdum zu führen, ist mir allergrösstes Vergnügen.

