Bange Wollust und zarte Kühnheit – Gedichte von Susanne Popp und Bilder von Ewald Vorberg

Susanne Popp

zwischen deinen Lippen

ich habe mich verloren

zwischen deinen lippen

liegt mein name

warte auf ein wort

oder auf einen hauch

den luftzug

beim atem holen

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„Flora“ – Bild Ewald Vorberg

Anlässlich des letzten Salons schenkte mir Susanne Popp ihren Gedichtband „Faserzeit“. Ich fand Gefallen an den Versen, die mit wenigen Worten alle die flüchtigen Empfindungen formulieren, die zwischen Verschmelzung und Abschied zweier Liebenden liegen. Momente intimer Verzauberung mischen sich mit dem Staunen angesichts der Grenzen des eigenen Körpers und den Grenzen des Du. Der andere gehört uns nur für kurze Augenblicke und Abschied oder emotionelle Distanz lässt uns in Schmerz versinken. Die Gedichte sind eine subtile Beschwörung der Sinnlichkeit und der Sehnsucht nach Nähe, die das Wesentliche im Schweigen mitteilen. Ähnlich wie die Bilder meines befreundeten Fotografen, Ewald Vorberg. Die Schatten-Spiele verhüllen stets den entspannt ruhenden weiblichen Körper. Die vom Künstler gewählte Betrachtungs-Perspektive lässt uns glauben einem Moment beizuwohnen, in dem eine Frau sich ihrer eigenen Träumerei hingibt und ihre Intimität unbewusst oder nur beiläufig preisgibt. Die körnigen und diffusen Strukturen der Bilder, die auf besondere Aufnahme-Techniken zurückzuführen sind, verstärken noch das Gefühl der Entrückung. Auf diese Art entfaltet der Fotograf ein raffiniertes Spiel mit dem sinnlichen Begehren des Betrachters.

Contemplation

Susanne Popp

 

der dieb

du kammst und stahlst

mein herz nun weiss ich

nicht weiter

fühl`mich so taumelnd

sinkend liebestoll

ein bisschen haut und haar

wollt`ich dir lassen

das wär`mir einerlei

nur nahmst du mehr

das ist jetzt eine weile her

und ich hab dich schon

ein paar stunden lieb

dabei bist du

so dünkt es mich beinah

– verzeih` – nur ein

gewohnheitsdieb

 Jolina-2 Ewald Vorberg.jpg

Susanne Popp

Ich will heimatlos sein

ich will heimatlos sein

um dich zu lieben

das bewohnte abstreifen

die grünen äpfel

die mir meine mutter gab:

ich werfe damit nach den spatzen

das wohlige schläfert nur ein

ich streife die decke ab

hänge federkissen aus dem fenster

eine beschneite welt ist mir lieber

um deine wärme zu spüren

Das Gedichtband kann direkt bei der Autorin bestellt werden: http://www.biografienwerksatt.de. Bilder von Ewald Vorberg sind zu sehen und zu bestellen unter: http://www.ewaldvorberg.de

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