«Von sexueller Freiheit zur Selbstbestimmung – eine Bestandesaufnahme» Lesung und Diskussion am 9. Februar 2019

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«Während wir glauben, wir hätten die Fesseln des Patriarchats längst gesprengt, haben wir nur gelernt in ihnen shoppen zu gehen», stellt die junge Philosophin Margret Stokowski in ihrem Buch «Untenrum frei» (Rowohlt, 2017) fest. Frauen geben sich der Illusion hin, über ihr Sexualleben selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen, während sie durch Erziehung, durch Medien und Ratgeber immer wieder geschickt gelenkt oder gar manipuliert werden.

Die Tatsache, dass in den Frauenzeitschriften Blowjob-Tipps Dutzende von Seiten füllen und die Kurse, die eine bekannte Sexboutique in Zürich zu diesem Thema neuerdings anbietet, ausgebucht sind, geben dieser Aussage recht.

„Würde die Menschheit dieselben Anstrengungen in die Raumfahrt stecken wie die Redaktionen von Frauenzeitschriften in Blowjob-Ratgeber, könnten wir längst zum Kaffeetrinker auf den Mars“ – bringt es Stokowski auf den Punkt – „und immer wieder wird Blasen wie etwas dargestellt, wo eine Frau eben durch muss (…) dem Mann zuliebe„. Gleichzeitig haben die jüngsten Forschungen ermittelt, dass lediglich  28 % Frauen beim Ausführen der Fellatio wirklich erotisches Vergnügen empfinden. Die Mehrheit sieht darin eine Pflichtübung und traut sich nicht zu, diese abzulehnen. Hingegen mögen 69 % der Frauen den Cunnilingus. Sie nehmen es sich aber nur selten heraus, diesen von Männern zu verlangen, auch wenn sie bereits wissen, dass das ein zuverlässiger Weg ist, um zu ihrem Orgasmus zu kommen.

Woran liegt es, dass viele Frauen so bereitwillig alle Tipps aufsaugen, die auf die Befriedigung des männlichen Begehrens ausgerichtet sind und viel weniger Engagement für die Erfüllung ihrer eigenen sexuellen Wünsche aufwenden? Wie Margret Stokowski konstatiert auch die Psychologin Sandra Konrad in ihrem Buch «Das beherrschte Geschlecht» (Piper, 2018), dass die weibliche Sexualität sich in den letzten dreissig Jahren nicht wirklich emanzipiert, sondern eher «maskulinisiert» hat; die von Männern produzierte Pornografie setzt Standards für unsere eigene Fantasien, wir vergrössern operativ unsere Brüste, üben Pole-dance und Striptease in Fitness-Studios und lassen uns im Namen der Freiheit auf unverbindliche, oft unbefriedigende Sexualkontakte ein.

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Demgegenüber gilt es, das weiterzuführen, wofür die Feministinnen der früheren Generationen gekämpft haben, und unsere eigenen Bedürfnisse als Frau wahrzunehmen statt uns unter einem neuen trügerischen Deckmantel der sexuellen Befreiung bereitwillig am Begehren der Männer zu orientieren. Namhafte Philosophinnen, Soziologinnen und Psychologinnen setzen sich in ihren neu erschienenen Werken mit den strukturellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern im Umgang mit der Sexualität auseinander und ermutigen uns, die Emanzipation voranzutreiben.

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Das Duo In flagranti – Beata Sievi und Julia Knapp – lädt ein zu einer Soirée im intimen Rahmen mit Kurzlesungen dieser brillanten Texte. Anschliessend findet eine moderierte Diskussion statt. Auch wir sind überzeugt, dass sexuelle Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung nicht dasselbe sind und dass der Schritt in die Selbstbestimmung sich nicht von alleine ereignen wird. Die gemeinsame Reflexion ist ein wichtiger Bestandteil, um in diese Richtung voranzugehen.

DATUM:  9. Februar 2019, 17 Uhr
ORT:  Beata Sievi`s Salon Bibliothek, Neuwiesenstrasse 97, 8400 Winterthur
PREIS: CHF 65 Neue Gäste / CHF 55 Salon Stamgäste (Snacks, 1 Glas Wein, Kaffee und Kuchen inklusive)
KONDITIONEN: Ihre Anmeldung wird per E-Mail bestätigt und ist verbindlich.
ANMELDUNG: salon@beatasievi.ch

februar 2019

 

 

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